Aus Samu Rai wird Samu Schrei

wood love people girl

Im Krankenhaus noch hatte ich die völlige Illusion, dass Samu genauso entspannt sein wird, wie sein Bruder – typischer Fall von denkste…

Bereits in der Klinik machte ich mich innerlich wieder einmal lustig über die Frauen, die ihre Babys und Kinder nicht im Griff hatten. Gefühlte 24h schrie das Balg im Nachbarzimmer und ließ mich mit meinem Mausebär einfach nicht zur Ruhe kommen. Dabei war mein Samu sooo ein friedliches, liebes Kind: Lächelte den ganzen Tag, schlief, nuckelte zufrieden am Busen und gab nur selten Töne des Unwohlseins von sich. Was soll ich sagen und ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht, aber immer, wenn ich mich in irgendeiner Form über jemanden lustig mache (dabei reicht denken aus), bekomme ich es wie einen Boomerang zurückgesandt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Universum, der liebe Gott, oder wer auch immer, es ausschließlich darauf abgesehen haben, mich zu beobachten und abzustrafen für fieses Gedankengut.

Die ersten Tage war der junge Mann noch einigermaßen friedlich. Klar, viele neue Eindrücke machen müde: Brudi, neue Umgebung, Hund und Papa (Reihenfolge wurde bewusst gewählt). Aber schon kurze Zeit später erklangen die Hits des neusten Schreis im ganzen Haus und somit die Suche nach der Ursache. Hat er Hunger? Will er schlafen? Hat er einen Wachstumsschub (für Eltern kann ich hierbei das Buch: „Oje ich wachse” empfehlen)? Ist sein Bruder zu laut? Halten wir ihn falsch? Hat er Bauchschmerzen? Oder was zur Hölle ist los mit unserem Kind?

Besonders am Abend lief unser Neuankömmling zur Höchstform auf und seine Laune steigerte sich ins Unermessliche. Es begann schleichend mit einem nervösen Wimmern ab halb sechs und endete oft mit schrillen, quietschenden Tönen in der allerbesten Frequenz. Wir waren verzweifelt. Ich fühlte mich wie im Kriegseinsatz und folgendes Szenario verschwamm zwischen Realität und Fiktion: Ich werde gefoltert, indem man mir den Schlaf um ein Vielfaches kürzt. Bei jedem noch so kleinen Versuch des Wegdämmerns hält man mir dann ein Megafon ans Ohr und schreit: „Ich bin wieder da!“. Grausam, kann ich nur sagen. Ich hätte nie gedacht, dass mich ein KIND, mein Kind, an den Rande des Nervenzusammenbruchs bringen könnte. Wie bitteschön halten das denn Eltern aus, deren kleine Stinktiere einige Stunden mehr „Drei Tage wach“ trällern?

Samu hat einen Namensvetter, der dies in Perfektion drauf hatte. Zugegeben man diagnostizierte nach geraumer Zeit eine Lactoseintoleranz, der kleine Mann quälte sich also richtig schlimm, aber wie hält man das denn als Eltern bitte aus? Oder als Mama? Denn der liebe Ehemann verpieselte sich natürlich auch hier gern den meisten Tag zur Arbeit. Chapeau, meine liebe Sarah, ich ziehe nach wie vor absolut meinen Hut vor dir, dass du noch geradeaus laufen kannst! Ich für meinen Teil war schon mit vier Stunden täglich mehr als bedient und war froh, wenn meine Hebamme an der Tür klingelte, damit ich sie wieder mit nervigen Fragen bombardieren konnte…

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