Ganz ehrlich, eigentlich ist das doch ne riesen Schweinerei, dass einem niemand vor der ersten Schwangerschaft mal die ganzen AGB’s unter die Nase hält. Das macht doch die Generation über uns mit Absicht, damit die Menschheit nicht ausstirbt oder ist die Vergesslichkeit da schon ein so großes Thema?
Hätte ich auf jeden Fall die Allgemeinen Geschäftsbedingungen im Vorfeld gekannt, wüsste ich nicht, ob ich so naiv an die Sache des Kinderkriegens herangegangen wäre. Vor allem den Absatz, der sich mit der Thematik „Stillen“ beschäftigt, hätte ich wohl genauer studieren sollen…
Da ich bei meinem Großen nach acht Wochen bereits wieder arbeitete, war ich ganz froh, als nach zwei Monaten das Thema gegessen war und wir einfach nur noch Premilch fütterten. Bevor mich die Stillmafia allerdings wieder killen will, lasst euch bitte gesagt sein, dass ich willig war, aber mein Kind nach tagelanger Trockenheit im Krankenhaus keine Brust mehr sehen konnte. Erst als die schockierte Ärztin nach drei Tagen anordnete, ich solle SOFORT zufüttern, wurde er endlich glücklich. Und nein, ich hatte auch keinen einzigen Tropfen, von wegen Kolostrum und so… ich war trocken wie die Wüste Gobi (ich berichtete glaub schon darüber). Also pumpte ich beim ersten Mal fleißig ab. Es lief und lief und lief, bis zu dem Tag, als mir die ganze Beschriftung im Kühlschrank außer Kontrolle geriet. Ich schüttete alles weg, aus Angst mein Kind könnte sterben, aufgrund meiner viertagealten Muttermilch – totaler Blödsinn, aber ich war Erstlingsmama (also den Felligen raus gerechnet) und hatte kein Stilllexikon alias Geburtsvorbereiterin, die ich nerven konnte. IB sagte bei Samu einen Satz, der mich wochenlang nicht losließ: „Was du verschiet, das versiegt!“. Gut, mich hatte also beim ersten Kind der Hebammenfluch getroffen. Jetzt konnte ja nur noch alles besser werden…
Samu kam auf die Welt und es lief alles ganz wunderbar. Blöd ist die Sue ja nicht, manchmal würde ich mich sogar als Oberhauptfuchs bezeichnen, und so schleuste ich schon ins Krankenhaus Spritzen und Pre-Nahrung ein. Denn eins sollte auf gar keinen Fall wieder passieren, dass mein Kind die Brust verweigert. Nun konnte Samu schon nicht auf natürlichem Wege geboren werden, also MUSSTE es zwingend mit der Stillerei funktionieren.
Plan A funktionierte schon einmal ganz hervorragend. Mein Kind wurde kein Brustverweigerer wie sein Bruder. Ganz im Gegenteil, er beruhigte sich nur, wenn ich ihn anlegte. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten klappte es auch ziemlich gut. Anfängliche Schwierigkeiten klingt dabei so easypisi. N alter Scheiß sag‘ ich euch. Ich hatte höllische Schmerzen. Für die Männerwelt: Lasst euch mal von eurer Frau 16h am Tag (vielleicht auch besser von mehreren) die Brustwarze nuckeln. Ja, dann werdet ihr ein Gefühl dafür bekommen, was wir da aushalten müssen. Scheiß auf Hormone, die konnten gar nicht in so großem Maße einschießen, wie das weh tat. Auch mein Milchstau war ja mittels Prosecco und bissi ausstreichen nicht zu beheben. Nein, ein Massagegerät aus den 70ern musste erhalten (anbei als Beitragsbild). Sah aus wie eine überdimensionale Haarbürste und damit musste ich mir jetzt schön, mindestens 5X täglich, nach der ganzen Stillerei den Mops beim Abpumpen massieren – schöner Scheiß. Zusätzlich war ich abhängig von Drogen wie: Stillhütchen, Mercarialissalbe, der Medela Pumpe und Stilleinlagen.
Nach geraumer Zeit, als es endlich funktionierte, kam ich mir vor wie eine Tropfsteinhöhle, denn so viel konnte der junge Mann gar nicht saufen, wie Milchkuh Lisbeth produzierte. Ich stillte, ich pumpte ab, ich massierte. Dass ich dafür nicht den Preis „Mutti des Jahres“ erhielt, ist mir bis heute rätselhaft (ach nein, so geht es ja vielen Frauen…). Ich beneide die Muttis, die ihr Kind am ersten Tag anlegen und es nach eigenen Aussagen keine Probleme bis zum zweiten Lebensjahr gibt. Möge euch der Stillteufel holen (Spaß!).
Zwei weitere Faktoren, die mich wahnsinnig stressten waren: die Wortfindungsstörungen und die Ernährung. Das Erste wäre mir vermutlich so oder so nicht erspart geblieben, aber der Verzicht auf gewisse Lebensmittel war Folter. Ja, ich höre die Stillmafia schon wieder sagen: „So ein Quatsch. Man braucht auf nix verzichten. Ich habe alles gegessen“. Schön für euch, aber wir haben sofort gemerkt, wenn ich nur die geringsten Mengen an blähenden Dingen verköstigt habe. Samu hatte extreme Bauchkrämpfe und schrie, schrie, schrie, schrie – stundenlang. Das was also in der Schwangerschaft für mich verboten war, war ein Scheiß gegen das, was ich jetzt alles nicht konsumieren durfte. Aber: Allet für den Dackel, allet für den Club!
Es kam dennoch wie beim Großen… Aus „Milch für Drillinge“ wurde nach exakt genau demselben Zeitraum wie damals „Milch für nicht einmal ein Kind“. Ich habe es eh gehasst, irgendwann nicht mehr pumpen zu dürfen, ich sollte ausschließlich stillen. Auch aufgrund der Zeit, musste ich doch gewährleisten, dass mein Kamikaze Zweijähriger keine Rolle vorwärts im Treppenhaus übt. Angeschlossen an die Milchstation gestaltete sich die Aufsicht immer schwierig, vor allem, als die schöne Elternzeit meines Mannes ein Ende fand.
Nun nahm mein Samu ab und schrie. „Dringend Stillproben machen und zufüttern“, lautete die Anweisung der Hebamme. Und ja, wie beim Ersten kamen plötzlich nur noch 50ml pro Pumpgang, obwohl mein Baby 120ml verputzte. Mein Traum, mein Kind dieses Mal bis zum vollendeten ersten Lebensjahr zu stillen, zerplatzte. Und ganz ehrlich, ab dem vierten Monat ließ ich es ganz sein. Der zeitliche Aufwand stand für mich in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen, denn zufüttern musste ich nun eh.
Was soll ich sagen ihr Lieben… Ich bin nach einwöchiger unendlicher Traurigkeit froh, dass meine Möpse wieder mir gehören, ich kann soviel Kohl futtern, bis es mir den Ranzen zerreißt. Der Oberkontrolletti hat die gefütterte Menge wieder im Blick und ist deutlich weniger gestresst und ja, das Leben ist schön, auch ohne zu stillen.