Nun sollte man ja eigentlich bei meinen bisherigen Schilderungen davon ausgehen, dass bereits ein Kind einen an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt, denn wir erinnern uns an die Beiträge zum Thema schreien, stillen und schlafen. Spätestens nachdem man die AGB’s beim ersten Kind nicht gelesen hat, dürfte es unmöglich erscheinen, sich noch eins anzutun. Warum macht man das als Eltern oder vielmehr als Frau? Und welche Mutter hierbei behauptet, sie hätte noch nie für wenigstens eine Millisekunde das Gefühl gehabt, sich oder das kleine Monster aus dem Fenster zu schmeißen, die lügt schlicht und ergreifend.
Man wird ja aber nicht nur seelisch auf eine harte Probe gestellt, sondern auch körperlich. Während ich 2008 noch Konfektionsgröße 36 trug, 62kg wog und mit mir und der Welt ziemlich zufrieden war, möchte ich aktuell nach zwei Kindern nicht unbedingt über meine körperliche Verfassung sprechen. Auch das Thema Sport ist so ne Sache für sich. Die ersten acht Wochen geht sowieso nichts nach dem Kaiserschnitt, bei dem leider keine Bauchstraffung vorgenommen wurde, auch auf dringenden Wunsch hin nicht. Vielleicht hätte ich tiefer in die Tasche greifen sollen… Naja, also bleibt man das erste Vierteljahr sowieso fett, es sei denn man verliert Unmengen Kilos beim Stillen. Aber nein, ich gehöre natürlich nicht zu dieser Kategorie Mütter. Ich bin eher diejenige, bei der exakt ein Jahr nach der Entbindung gar nichts geht und damit meine ich wirklich gar nichts. War schon nach dem Ersten so. Sämtliche Ärzte versuchten die Ursache zu finden: Schilddrüse, Hormonstörung, Diabetis Typ I etc. pp – nach exakt 12 Monaten nahm ich plötzlich wieder super ab, aber dann zeigte der Test schon das nächste Vögelchen an. Und zack, wieder fett oder noch fetter. Ziel war es nur, niemals dreistellig zu werden.
Es dürfte also nun mehr als deutlich geworden sein, dass die süßen Mäuse nicht nur Segen ins Haus bringen, also für uns Mütter zumindest. Die Frage bleibt also: Wieso bekommen viele ein zweites oder drittes Häsle? Ich versuche es zunächst einmal mit dem sogenannten Kindchenschema zu erklären…
Rein wissenschaftlich gesehen gibt es dazu Folgendes zu wissen (ich zitiere, bevor ich mir den Finger wund tippe): „Das Kindchenschema bezeichnet die bei Menschen und bei vielen höheren Tierarten vorkommenden kindlichen Proportionen, die als Schlüsselreiz wirken und Fürsorgeverhalten und Kümmerungsverhalten auslösen, wodurch gerade im Tierreich gewährleistet ist, dass sich die Eltern um ihre Jungen kümmern, sie beschützen und großziehen. Die Evolution der höheren Arten verlangte bei der lange dauernden Großzucht zur Selbständigkeit einen Mechanismus, um die Eltern an das Kind zu binden. 1943 postulierte Konrad Lorenz den Begriff Kindchenschema als Bezeichnung eines Merkmalaggregats des Kleinkindergesichts. Zu diesen Merkmalen zählt ein großer Kopf, eine große Stirnregion und damit einhergehend eine relativ weit unten liegende Platzierung der Gesichtsmerkmale. Darüber hinaus zählen große, runde Augen, eine kleine Nase, ein kleines Kinn, rundliche Wangen und eine elastische, weiche Haut zu den Charakteristika. Der kindliche Kopf ist im Vergleich zum Körper größer als beim Erwachsenen, und die Gliedmaßen (Arme, Beine, Finger) sind kürzer. Evolutionsbiologisch betrachtet bedeutet dieses Aussehen für Kinder einen Vorteil. Die Eltern erkennen durch diese Merkmale die Schwäche und Hilfsbedürftigkeit des Heranwachsenden und werden dadurch zu Schutz- und Pflegeverhalten animiert. Dass dies funktioniert, wies Thomas Alley 1983 nach: Erwachsene verhalten sich gegenüber kindchenschemagerechten Merkmalen stärker schützend, fürsorglicher und weniger aggressiv, als sie sich gegenüber Merkmalen älterer Individuen verhalten. [Dass dies einwandfrei funktioniert, beweist das Beitragsfoto meiner Freundin Jacky – auch bei ihr wird ein Knuddel- und Liebhabreiz ausgelöst, was gegenüber Erwachsenen keinesfalls oft der Fall ist hihi] Das Gegenstück zum Kindchenschema – die erwachsenen Proportionen, insbesondere Gesichtsproportionen – wird als das Mutterschema bezeichnet, das bei Kleinkindern Vertrauen und Klammern auslöst.“ (zitiert nach: https://www.biologie-seite.de/Biologie/Kindchenschema).
Soviel zur Theorie. Aber es ist wirklich so, und man kann es sich als Nichteltern keinesfalls ausmalen, man sieht seine kleine Schnullerbacke mit diesen riesigen Kulleraugen an und fühlt sich wie im siebten Himmel. Zusätzlich sind die kleine Wurschtgewitter unglaublich niedlich, wenn sie versuchen, einen nachzuahmen, quietschende Geräusche von sich geben (natürlich sind hierbei eher die freudigen gemeint) oder einfach nur, scheinbar grundlos, laut loslachen. Außerdem sind Babys noch so unverbraucht und freuen sich über Kleinigkeiten wie einen Quirl, einen bunten Textmarker oder ein Geschirrtuch. Selbstverständlich ist auch alles toll, was knistert oder Geräusche von sich gibt, aber glaubt mir, dabei muss es sich nicht zwangsläufig um Spielzeug aus der Hölle handeln. In der Regel sind die kleinen Mäuse also ganz einfach zu befrieden: Windel frisch, genug gefuttert, keinen Furz quer sitzen haben und immer wieder was Neues aus der Umgebung erkunden lassen und zack: glückliches Baby. Und dieses Lächeln ist wirklich unbezahlbar. Hinzukommt, dass die kleinen Racker unglaublich gut riechen. Klar, manchmal sind Milchreste im Hals oder Käsefüße nicht so die Dinge, die man mit guten Gerüchen in Verbindung bringt, aber die Pupser schaffen es, dass man dennoch nahezu stündlich an ihnen schnüffeln will, weil sie unglaublich lecker nach Baby riechen. Zu guter Letzt sind die Ministinkis ja auch einfach nur eine Mickymousekopie von einem selbst, zumindest zu 50% und deshalb liegt es glaube ich in unserer Natur, dass man sie zum Fressen gern hat. Ich liebe meinen Samu auf jeden Fall aus tiefsten Herzen, völlig bedingungslos und auch trotz der ganzen Nebenwirkungen, die ein Kleinkind halt so mit sich bringt. Für seinen Bruder gilt selbstverständlich selbiges und auch fürs Ehemännchen, obwohl sich der wenigstens Gott sei Dank den Popo schon selbst putzen kann (Spaß). Meinen Schnatz liebe ich auch ganz besonders dolle, denn er ist immer mein Seelentröster und mein Fels in der Brandung, wenn ich mal wieder durchdrehe oder verzweifle. Lieb you am matchigsten!