Beurteilung von Frau Dr. T

Nachdem ich mich quasi am Sonntag selbst entlassen hatte, da ich es auf der Wöchnerinnenstation mit den ganzen Gänsen von Pflegeschwestern nicht mehr aushielt, marschierte ich am Dienstag natürlich wieder in die Klinik, damit Frau Dr. T nun die Hand unseres Sohnes beurteilen konnte. Ich erwartete ehrlich gesagt schon eine Wartezeit von ca. zwei Stunden, wie es eben bei uns Erwachsenen üblich ist, wenn wir zu einer Spezialuntersuchung müssen. Man ließ bei einem kleinen Mickimaussäugling allerdings Gnade walten und nachdem wir uns angemeldet hatten, wurden wir eigentlich schon ins Behandlungszimmer gebeten.

Frau Dr. T war zunächst sehr überrascht gewesen, dass sie mich am Montag nicht mehr auffinden konnte, da mir doch eigentlich mitgeteilt worden sein müsste, dass sie komme. Ähm nein, wie so üblich, war das eben überhaupt nicht klar gewesen und ich wollte keine Nacht länger im Krankenhaus verweilen. Nun gut, zumindest nahm es mir die Ärztin nicht krumm.

Sie betrachtete nun ca. 2min Minuten meinen Samu, der voll eingepackt in seinem Maxi Cosi zu verschwinden schien. Da er auch alles äußerst spannend fand, heulte er nicht. Dies war vor Beginn meines Termins nämlich meine große Angst, dass mein Herzblatt zwei Stunden lang die Patienten und das Personal mit seinem schrillen Pfeifen in Schach halten würde und meine Nervenzellen noch mehr absterben. Aber nein, er war wirklich äußerst brav und nahm auch die Untersuchung geduldig hin.

Die Ärztin und ihre Assistentin waren hierbei wirklich äußerst umsichtig und lieb, denn ich war mal wieder den Tränen mehr als nahe. Ich konnte einfach mit der Situation, dass meinem Kind die rechte Hand fehlt noch überhaupt nicht umgehen und es zerriss mir das Herz. Auch jede weitere Begutachtung und das damit zusammenhängende drüber reden, zermürbte mich. Natürlich wusste ich, dass ich die Tatsachen irgendwann akzeptieren und meinem Schatz ja auch ein positives und unterstützendes Vorbild sein muss, aber aktuell war es halt nicht so weit und es machte mich fertig.

Nach der Untersuchung und der Begutachtung der Hand erfuhr ich nicht viel Neues. Sein linkes Patschehändchen war völlig normal ausgebildet; wie man auch sehen konnte. Bei seiner Rechten fehlen alle Finger. Diese sind lediglich als Fingerknospen angelegt. Eine Mittelhand ist in den Aufnahmen leider auch überhaupt nicht erkennbar und somit mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vorhanden. Ob es Handwurzelknochen gebe, könne man noch nicht genau sagen. Das sei erst in einem Alter um die 1,5/2 Jahr abschließend beurteilbar. Es sehe aber zumindest so aus, als hätte Samu die Wachstumsfuge, was bedeutet, dass seine Arme gleich lang sein würden – eine sehr wichtige und erleichternde Information für mich. Sollte dies doch nicht der Fall sein, könne man über eine Knochenverlängerung nachdenken. Das klang natürlich wieder ganz gruselig für mich.

Frau Dr.T riet mir, Samu ca. mit einem Jahr in Hamburg vorzustellen. Physio und Ergo fände sie richtig. Eine Prothese würde sie eher nicht empfehlen, die Kinder kämen so gut klar. Samu werde alles mit links machen (und 40 Fieber haha), ich solle mir nicht so viele Sorgen machen. Er wird sein Leben schon gut meistern. Und mal wieder schossen mir die Tränen in die Augen.

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