Interessante Erkenntnis

Am selben Tag, als ich das erste Mal im SPZ war, besuchte mich am Nachmittag eine Freundin, damit unsere großen Jungs zusammen spielen konnten. Ich berichtete ihr von meinen Erfahrungen, die ich am Morgen in der Klinik gemacht hatte. Danach erzählte sie mir, dass sie neulich einen Bekannten wieder getroffen hat. Der siebzehnjährige Junge, namens Luca, sei selbst betroffen und hätte ihr quasi einen kurzen Erfahrungsbericht gegeben, wie es ihm bis jetzt mit nur einer Hand im Leben ergangen sei. Dabei gebe es wohl nichts, was er nicht könne, er mache es halt nur auf seine Art. Auch mit komischen Reaktionen in seinem Umfeld habe er nicht oft umgehen müssen. Insgesamt sei sein Leben ziemlich normal verlaufen. Auch eine Freundin habe er aktuell.

„Klar,“, dachte ich mir, „dies ist eine wundervolle Geschichte, die ich mir genauso wünschen würde für mein Kind, aber ohne persönlichen Bezug klingt alles immer so unwirklich!“.

Doch dann erzählte mir meine Freundin etwas, was mich vom Hocker riss. „Ist dir eigentlich jemals etwas bei meinem Mann aufgefallen?“, fragte sie. „Nö. Was soll mir denn aufgefallen sein?“, entgegnete ich. „Er hat auch nur 2 Finger an einer Hand!“.

Also mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht mit dieser interessanten Information am Nachmittag. Die beiden lernten wir durch meinen großen Sohn kennen, da die beiden Buben zusammen in den Kindergarten gehen. Seit einem halben Jahr haben wir nunmehr Kontakt und ich würde behaupten, ihrem Mann dabei mindestens alle zwei Wochen zu begegnen. Bis heute ist mir dies nie aufgefallen. In einem Gespräch erfuhr ich, dass dies durch einen Arbeitsunfall mit 20 Jahren zustande kam und sie ihn bereits so kennenlernte.

Nicht die Geschichte mit Luca gab mir unglaublich Hoffnung auf ein völlig normales Leben für Samu, sondern die der beiden. Zum einen lernten sich zwei Menschen kennen und lieben, obwohl eine Einschränkung vorlag und zweitens habe ich diese in einem halben Jahr noch nicht einmal bemerkt. Dies beweist doch, dass es völlig wurscht ist, was jemand ggf. für Handicaps hat, wenn der Mensch sympathisch und liebenswert ist.

Am Abend erhielt ich dann noch das Beweisfoto. Vielen lieben Dank für die Aufklärung und damit für die unglaublich wichtige Erkenntnis meinerseits. Denn auch meine Freundin sagte damals in der Schwangerschaft immer: „Ist doch nur die Hand!“. Heute weiß ich, dass dies nicht nur eine Floskel war.

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