PCR am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen

Ich kann euch sagen, dass ich mich nicht erinnern konnte, dass ich in meinem Leben jemals über eine so lange Zeit Kopfweh verspürte und diese Tatsache fand ich alles andere als beruhigend. Es nützte also nichts, meine Ärzteodyssee hatte noch kein Ende gefunden.

Am Freitagmorgen nahm ich also das Telefon zur Hand, um in meiner Hausarztpraxis mein Anliegen vorzutragen. Eine nette Frau M hörte sich meine Beschwerden ruhig und geduldig an, um mir dann mitzuteilen, dass ich doch bitte den Krankenhausbefund schicken solle und sie sich dann wieder bei mir meldet, um das weitere Vorgehen zu besprechen – klar, denn ich hatte mittlerweile alle Coronasymptome, die es gab.

In der Nacht waren zu den unsäglichen Schmerzen im Oberstübchen noch Gliederschmerzen, Halsweh, Husten und Schnupfen mit Schmodder dazugekommen. Ich scannte also brav meinen Befund ein, schickte es zur Praxis und wartete. Und wartete und wartete…

Elf Uhr rief mich die nette Frau M zurück. Sie hätte leider nix erhalten. Kann zwar eigentlich nicht sein, aber ich schickte es ihr just in der Sekunde noch einmal. Fehlanzeige, es wurde nichts übertragen. O.k., es musste also alles in der Klinik angefordert werden, denn ein Fax besitze ich nicht, bzw. ist dieses nicht eingerichtet, und die ärztlichen Hallen meiner Hausärztin durfte ich natürlich so nicht betreten.

Nach einem endlosen Hin und Her wurde mir mitgeteilt, dass ich mich bitte 11:50 Uhr zum PCR-Test einfinden solle. Ich könne zwar zum CT auch in die Klinik fahren, aber dies wäre mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem nächtlichen Aufenthalt verbunden (aus abrechnungstechnischen Gründen) – das galt es selbstverständlich dringend zu verhindern.

Mittlerweile waren auch meine Eltern aus dem 1,5-stündig entfernten Städtchen angereist, um mich zu unterstützen. Ich glaube jede Mama kann nachvollziehen, dass es einem wirklich nicht so dolle gehen kann, wenn man sich nicht mehr in der Lage fühlt, seine Kinder gut zu versorgen. In der Regel können wir nämlich noch so krank sein, irgendwoher beziehen wir die Energie für die kleinen Mäuse und aktivieren unsere Superkräfte.

Gerade deshalb nützte es nix bei mir; eben, weil ich Kinder habe, galt es sämtliche bösartige Hiobsbotschaften auszuschließen. Ich musste also zum PCR-Test, ob mir dies nun gefiel oder nicht. Alle Teststationen mit Lollytest wurden mir strikt untersagt. Jeder, der diese Form des Testens einmal erleben durfte, weiß, dass es ganz fiese Schwestern und Pfleger gibt. Gefühlt rächen die sich durch ihre Stäbchenbisinsgehirnschieberei an allen da draußen, die ihnen jemals blöd gekommen sind. Ich war also not amused über diese Vorstellung, dass gleich wieder jemand seinen Trieben freien Lauf lassen konnte und dass ich in diesem Moment halt das Opfer sein würde.

Ich fuhr mit einem mulmigen Gefühl in die Arztpraxis, die 3min mit dem Auto entfernt war. Ja, ich weiß… ich höre die Umweltschützer schon wieder laut aufschreien: „Lauf, die faule Büchse!“. Aber jeder, der Kinder hat, weiß, dass man quasi oft auf dem allerletzten Drücker unterwegs ist. Ich gelobe auch wirklich Besserung. Schränke mich gerade schon in meinem Plastikverbrauch ein und fliege seit der Geburt meines felligen Babys überhaupt nicht mehr sinnlos in der Gegend rum.

Unten im Dörfle angekommen, schlich ich mich ans hintere Fenster, dass mir im Telefonat zugewiesen wurde. Kennt ihr das eigentlich, wenn man sich wie ein Aussätziger fühlt? Man denkt, dass alle einen anschauen und genau wissen, weshalb du gerade nicht durch die Vordertür hineinspazierst. Ich hatte nämlich auch wieder enormes Glück… gefühlt das halbe Dorf war eben an diesem Freitagmittag bereit, sich impfen zu lassen. Naja, es nützte nichts, Augen zu und durch – dies galt für die Blicke, wie auch für die folgende Sadistin.

Das Aufklärungsgespräch mit der Ärztin dauerte ca. 5min. Danach wurden noch kurze sportliche Übungen gemacht, um Ausfallerscheinungen im Oberstübchen zu überprüfen (schien aber auf den ersten Blick alles roger). Danach folgte das Stäbchen. Und was soll ich sagen? Ich glaube ich hatte unter einer Million Schwestern eine erwischt, die mit sich und ihrem Leben völlig im Reinen war. Es tat nicht weh und kitzelte lediglich etwas unangenehm. Auch der Rachenabstrich war deutlich weniger doof als ich es gewohnt war. Ich war erleichtert, doch nun hieß es 24-Stunden auf’s Ergebnis warten…

Anmerkung Bildquelle: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/pcr-test-coronavirus-1.5152146?reduced=true

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