Nachdem ich nun etwas in der Chronologie gesprungen bin, versuche ich nun wieder einen Schritt zurückzugehen. Denn ich wollte euch noch berichten, welche Erfahrungen ich mit Samu beim Osteophaten und bei der Physiotherapie gemacht habe.
Als Samu die ersten Wochen so unglaublich schrie, wollte ich als Mutter nichts unversucht lassen und ließ mich von meiner Hebamme dazu überreden, einen Kinderosteophaten aufzusuchen. Irgendwie sagte mein Mutterinstinkt zwar wieder, dass dies nicht die Lösung des Problems sei, dennoch vereinbarte ich einen Termin.
In unserer Nachbarstadt erwartete mich ein junger, äußerst attraktiver Mann, der als erstes wieder die üblichen Fragen stellte: Name, Geburtsdatum, Diagnose und gaaannnz wichtig wo versichert? Ich beantwortete die Fragen brav und legte mein Kind danach wie angewiesen auf die Patientenliege, die im Vergleich zu einem Säugling überdimensional wirkt. Samu schaute sich derweil interessiert um und fand alles noch ganz spannend. Ich war froh, dass er nicht wieder die gesamte Praxis zusammenschrie, obwohl diese Gott sei Dank überschaubar war. Wahrscheinlich manierte sich mein Kind deshalb, es gab zu wenig Zuhörer.
Mr. Gutaussehend wollte noch einmal wissen, ob ich wegen der Hand gekommen sei. Ich sagte ihm, dass dies hoffentlich mit den wenigen Wochen noch kein Problem für mein Baby darstelle, aber er abends ein Konzert in allen Tonlagen gebe, dass wir uns schon überlegt haben, ob er eventuell beim Kaiserschnitt komisch rausgeholt worden war. Er schob daraufhin beide Hände unter Samus Rücken und schloss die Augen.
Es verging gefühlt eine Ewigkeit und ich nahm alle Geräusche im Raum war: nerviges Uhrenticken, das Ausatmen meines Kindes, das Gekrummel meines Bauches, welcher nach Futter schrie, und die Marktgeräusche unterhalb des Praxisfensters. Irgendwie ist es mir immer ziemlich unangenehm, wenn sich zwei Erwachsene in einem Raum befinden und ca. zehn Minuten kein Wort gesprochen wird. Es macht mich nervös, unglaublich nervös. Vielleicht liegt das daran, dass auf meinem Grabstein geschrieben stehen wird: „Die Gosch mussten wir extra totschlagen!“. Vielleicht sollte ich mehr zur Ruhe kommen, wenn ich die Stille nicht aushalte, aber das nur als kleine selbstreflektierende Randbemerkung meinerseits.
Nach der gefühlten Ewigkeit sagte der Osteopath, dass er schon spüre, dass Samu auf der rechten Seite eher steif wirke und wir da entgegenwirken sollen. Er zeigte mir eine Technik, die ich im Nachgang als Krabbelfummelrückentechnik bezeichnen möchte. Wir sollten einfach die Hände unter Samus Körper schieben und dann Klavier spielen, damit er sich lockert.
Ich sage es euch ganz ehrlich, ich machte den Spaß ein paar Tage, aber Samu fand es jedes Mal richtig scheiße. Auch die weiteren Termine beim Jungtherapeut brachten leider nicht den gewünschten Erfolg hinsichtlich Samus Sinfoniekonzerten und auch mein Säugling zeigte mittlerweile in der Praxis, was er von dem ganzen Prozedere hielt. Versteht mich nicht falsch, insgesamt halte ich sehr viel von Osteopathie, aber für uns war es einfach nicht der richtige Weg.
Dennoch nahm ich eins aus diesen vier oder fünf Sitzungen mit, nämlich dass Samu doch ein wenig mit der betroffenen rechten Seite zu kämpfen hatte. Also entschloss ich mich, entgegen der Meinung von Herrn Prof. Habenicht, einen Physiotherapeuten aufzusuchen. Also next stop Physio…