Was früher meine Leber war, ist heute…

eine Tumorbar (lol). Zumindest wurde mir das von den sogenannten Spezialisten gleich weisgemacht…

Ich schlappte also nichts ahnend zu den Herrschaften der Allgemein- und Viszeralchirurgischen Abteilung. Dort erklärte mir ein sehr netter Oberarzt, dass meine ganzen Bilder, die ich ja braverweise dabei hatte, von dem Programm der Klinik nicht ausgelesen werden können. Auch die übermittelten Dateien der Kollegen aus dem Keller seien wenig aussagekräftig. Dass es jedoch kein Hämangiom sein könne, das sei auch für ihn klar.

Ok, und dann ließ der nette Doc, der ebenfalls zwei kleine Kinder hatte Sätze von sich, die mich im Nachhinein nur mit dem Kopf schütteln lassen; zumindest im Anbetracht der Beweislage, denn ich erinnere daran, dass sämtliche Bilddateien ja angeblich nicht gut lesbar waren und damit überhaupt nicht aussagekräftig sein konnten.

„Also Frau Lorenz, eins ist ja mal Fakt: Sie haben einen Leberherd. Dieser ist vom Größenwachstum sehr auffällig. Das bedeutet, es spielt überhaupt keine Rolle, ob wir es hier mit einem gut- oder bösartigen Tumor zu tun haben, das Ding muss raus. Bedeutet für Sie: wir müssen Ihren Bauch komplett aufschneiden und die Leber aushängen. Dies wird ein sehr schwieriges Unterfangen, da große Blutgefäße in unmittelbarer Nähe sind. Ich denke, dass Sie als junge Frau gute Chancen haben, das ganze gut zu überstehen, aber sie müssen danach mit mindestens fünf Wochen Klinik rechnen.“

In meinem Kopf flogen eine Milliarde Sternchen. Ich hatte zwar klar und deutlich verstanden, was mir gerade mitgeteilt wurde, aber ich wollte das Gesagte absolut nicht wahrhaben. „Wie zur Hölle konnte denn unserer Familie so viel Scheiße in so kurzer Zeit widerfahren?“, schoss es mir durch den Kopf.

Ich solle mir mal Gedanken machen, wann der nächstmögliche Termin für mich sei und mich dann sofort wieder melden. Er würde dir ganze Sache auch nochmal mit Herrn Dr. R., Chefarzt der Klinik, besprechen, hörte ich den Arzt aus einem Paralleluniversum sagen.

„Ja, ja, ich klär das mal ab“, log ich, denn ich wollte nichts wie raus aus dieser Klinik. Mir war zu diesem Zeitpunkt schon völlig klar, dass ich mir auf jeden Fall eine Zweitmeinung einholen würde, bevor ich mir den Bauch aufschnippeln lasse mit ungewissem Ausgang. Die Angst blieb jedoch unterschwellig einige Wochen bestehen. Denn ich hatte wahnsinnige Panik, dass ich eventuell meine Kinder nicht aufwachsen sehen kann…

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/kreativ-entwurf-stil-medizinisch-4978794/

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