Ärzteodyssee Klappe die ??? – vergessen

Ich kam also zu einem Ort, an dem die Sonne niemals scheint. Zunächst fiel mir auf, dass ich hier niemals arbeiten könnte. Ohne Tageslicht würde ich depressiv werden. Davon schienen auch einige Damen am Empfang nicht weit entfernt… Oder wie war das: In jedem Haus wohnt mindestens ein Drachen?

Ich meldete mich also brav an und versuchte höflich zu bleiben, als ich schon wieder in einem barschen Ton irgendein Papier unter die Nase gehalten bekam. Während ich im Privaten schnell aus dem Karton knalle, habe ich mich draußen relativ gut unter Kontrolle, nahm somit den Wisch, füllte ihn ordnungsgemäß aus und setzte mich dann in das Wartezimmer.

Diese Überlegung… Notierst du gleich deine Erlebnisse in den Laptop oder nicht? „Ach nee, lass lieber, dann kommst du gleich dran und musst erst dein ganzes Zeug zusammenpacken“, ermahnte mich mein Verstand. Ja, Pustekuchen gleich drankommen. Ich wartete wirklich zwei Stunden, obwohl vor mir nur ein kleines Kind im Warteraum war und es erst danach richtig kuschlig wurde.

Im Übrigen fand ich das mit der kleinen Maus echt hart, denn mit ca. einem Jahr an einen Raum gefesselt zu sein, ist eine Katastrophe. Der Knopf, dessen Papa das bravourös meisterte, erinnerte mich an meinen Samu. Es ist wirklich schlimm, wenn man sich mit einem kleinen Menschenkind schon in so jungen Jahren ständig in Kliniken herumtreibt, anstatt das Leben zu erkunden. Es klingt jetzt vielleicht bescheuert, aber man entwickelt speziell zu diesen Kindern noch einmal eine ganz andere Verbindung…

Nach einer Milliarde Jahre wurde ich dann doch gebeten, meinen Allerwertesten ins Behandlungszimmer zu schwingen. Es wartete ein Herr Dr. K auf mich, der mich an Wolle Petry mit grauen Haaren erinnerte. Zudem war eine studentische Maus zugegen, deren Nervosität jeder im Raum förmlich riechen konnte.

Sie sollte mir nun einen Zugang legen und verteilte erstmal das ganze Behandlungsbesteck auf dem Boden. Danach rutschte sie ständig ab beim Pieksen; ich sah am Ende aus wie ein vermöbelter Streuselkuchen. Zu guter Letzt verzählte sie sich auch noch bei der Ultraschallsonografie, sodass dem netten Dr. Wolle dann doch irgendwann der Kragen platzte und er sie ermahnte, sie solle sich doch ein wenig besser konzentrieren und zusammenreißen. Was soll ich sagen, ich hätte auch sauer sein können, schließlich wurde mein Körper vergewalwurschtelt, aber sie tat mir einfach nur leid. Ich weiß aus unzähligen eigenen Erfahrungen, dass Lehrjahre oft keine Herrenjahre sind.

Als sich das Team aber dann doch irgendwann einspielte, konnte das, für was ich eigentlich gekommen war, untersucht werden, nämlich der böse Leberherd. Während mir meine Rippen zerdrückt wurden, beantwortete ich irgendwie noch fleißig Fragen, erklärte dem Wolle Petry, was mir in meiner Heimatklinik geraten wurde, berichtete von meinem zusätzlichen Gewächs am Eierstock (welches er dann auch noch anschaute) und wartete letztendlich ab, was der Chefarzt der US einer Uniklinik so zu sagen hatte.

„Also Laura“, begann er seiner Assistentin zu referieren (Laura, Lara, Lina – ich weiß es ehrlich gesagt nimmer, ist aber aufgrund des Datenschutzes ja auch gut so), „hier sehen wir eine ganz klassische FNH mit dem typischen Muster. Frau Lo hat diese exakt, wie im Lehrbuch beschrieben“, säuselte er weiter und redete und redete. Selbstverständlich war das alles nur Fachchinesisch für mich. „FN-Was?“, dachte ich mir nur, hoffte aber darauf, dass es nichts Schlimmes sei, da der Prof. ja wohl sonst anders reagiert hätte – oder?

Bildquelle: https://de.dreamstime.com/photos-images/leber.html

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