Dieses Jahr beschlossen wir einmal nicht in den Sommerferien in den Urlaub zu fahren, wie wir es die Jahre zuvor getan hatten, sondern zu Pfingsten. Dabei waren zunächst die intensiven Preissteigerungen schuld. Wir nagen zwar absolut nicht am Hungertuch, aber mittlerweile finde ich so manches Angebot in der schulfreien Zone mehr als frech. Kroatien auf dem Campingplatz schlägt im Jahr 2023 schon mit nicht mehr 1600 Euro zu Buche, sondern mit 3800 Euro, für die gleichen Leitungen. Auch von Mallorca Urlaubern hörten wir, dass sie für zwei Wochen mit einem Kind in der Neuzeit bereits 7500 Euro berappen mussten – also alles, was recht ist und Moneymindset hin oder her, aber irgendwie finde ich das gesponnen…
Es ging also für uns in diesem Jahr an die Ligurische Küste. Sandstrand, Meer, Sonne und einfach abschalten vom Alltag war die Divise. Gesagt getan.
Die Hinfahrt gestaltete sich zwar etwas schwierig, weil der duppelige Tunnel in der Schweiz für zwei Wochen im Jahr von 22 Uhr- 05:00 Uhr schließt und wir selbstverständlich diesen erst nach Mitternacht erreichten, was eine abenteuerliche Passfahrt zur Folge hatte, aber danach konnten wir uns doch mit den Kindern ganz gut in unserem angemieteten Ferienhaus OHNE WLAN (etwas unfreiwillig lol) erholen.
Wie es mit Kleinkindern so ist, stand auch nicht viel auf dem Programm. Wir unternahmen kleinere Ausflüge in die nähere Umgebung und waren ansonsten an unserem hervorragend sauberen und fernab von jeglichen Touristen „angemieteten“, fast schon privaten, Hundestrand. Nach ein paar Stunden gaben wir den Kindern und dem Felligen immer wieder die Möglichkeit, sich im Urlaubszuhause zu erholen.
Als Samu schlief und mein Großer mit mir in einem Zelt im Garten lag, fragte er mich plötzlich, ob Samus Hand auch als Erwachsener so klein sein würde oder ob sich da noch etwas verändere. Als ich ihm mitteilte, dass die Hand seines Bruders immer auch seine kleine Hand bleiben würde und er nun einmal so geboren sei, überlegte er eine Weile und ich sah genau, dass es in seinem kleinen Köpfchen ratterte. „Aber Mama, gibt es denn noch andere Menschen und auch Erwachsene mit kleinen Händen? Ich habe nämlich noch nie jemanden anders gesehen.“ „Ja, mein Schatz. Es gibt noch einige andere Leute, die keine Hände haben“, entgegnete ich meinem Vierjährigen und zückte mein Handy.
Ich zeigte ihm Instagram Profile von @natalie_nussbaum, die unter anderem an der Wahl der Miss Germany teilgenommen hatte und dort auch ziemlich erfolgreich abschnitt. Auch mit @tilly.lockey, einem wunderbaren jungem Model aus GB machte ich ihm deutlich, dass es noch ganz andere wunderbare Menschen da draußen gab, die Samus Schicksal teilten. Zudem schaute er sich noch Bilder von Kindern an, die ich nun bereits kannte.
Meine kleine, neugierige Kinderseele gab sich damit zufrieden und fragte lediglich, ob Samu auch so eine „coole Roboterhand“ bekommen würde. Als ich den Begriff „coole Roboterhand“ hörte, stellten sich zwar wieder kurz alle Nackenhaare bei mir auf, aber ich antwortete ihm einfach mit: „Vielleicht. Wenn Samu das möchte.“ Damit war das Thema eigentlich vom Tisch und wir fuhren etwas später, als auch unser kleiner Rowdy wieder am Tagesgeschehen teilnahm, los, um unseren Mäusen mal wieder das versprochene weltbeste italienische Eis aus unserem Ort zu besorgen. Dabei nahmen wir Samus Windeln mit, damit die nach „Veilchen duftenden“ Bomben im örtlichen Container entsorgt werden konnten.
Dort angekommen, sahen wir einen jungen Mann, der gerade in sein Auto einstieg. Was war das Besondere daran? Ihm fehlte eine Hand. Ich war so im Glück über diesen Moment, dass ich mich fast schon euphorisch zu meinem Großen umdrehte und sagte: „Da ist übrigens ein Erwachsener mit einer kleinen Hand!“. Dabei versuchte ich meine positiven Gefühle in meiner Stimme zu unterdrücken, denn es sollte so normal wie möglich für meine Kids klingen. Ich freute mich dennoch wie ein Schneekönig (richtig gegendert natürlich: eine Schneekönigin 😉) über dieses Ereignis.
War es nun ein Zufall, dass genau an diesem Tag uns dieser junge Mann begegnete? Nicht an den Tagen zuvor… und auch nie wieder danach… Ich glaube nicht. Danke, liebes Universum für diese wunderbare Fügung!!!