Ausfahrt: “Ist mir egal!”

Als ich damals die Rusu22 bei Laura Malina Seiler absolvierte, war mein größter Wunsch in die Akzeptanz mit meinem Kind zu kommen. Ich denke wirklich, dass mir das mittlerweile gut gelungen ist. Ich habe mich damit angefreundet, dass Samu eine Hand fehlt. Er hat mir in zweieinhalb Jahren immer wieder bewiesen, dass dies kein Hindernis für ihn ist. Aber auch ich bin von dem Gedanken gelöst, dass wir nur eine tolle Familie sind, wenn alle 100%ig perfekt sind.

Denn was heißt denn eigentlich „perfekt“? Ist das nicht absolute Definitionssache? Haben nicht viele Menschen große Defizite, obwohl sie scheinbar körperlich unversehrt sind? Wir jedenfalls sind für uns wunderbar, wie wir sind! Auch mit einem Kind, das auf den ersten Blick ein wenig anders zu sein scheint.

Ich habe also das Thema „Akzeptanz mit der Einschränkung“ gelöst. Es ist mir mittlerweile echt wumpe, wer jetzt welche „Schuld“ trägt: die Umwelt, die Laune der Natur, mein Mann oder doch ich? Ich stelle mir diese Fragen im Jahr 2023 nicht mehr, da es keinen Unterschied macht, denn es ist, wie es ist und kann nicht mehr geändert werden. Also was soll das sinnlose darüber Nachdenken? Es setzt für mich nur negative Energien frei, die nicht hilfreich sind, also lasse ich es.

Womit ich allerdings auch lange nicht klar kam, und vieles davon waren auch wieder nur Einbildungen in meinem Kopf, waren die möglichen Reaktionen im Außen. Hat der oder die Samu gerade schräg angeschaut? Hat jemand jetzt mein Kind abschätzig gemustert? Wird Samu eventuell ausgegrenzt von Kindern auf dem Spielplatz? Waren das mitleidige Blicke oder abwertende? Et cetera et cetera…

Ob man es mir glaubt oder nicht… Es ist mir inzwischen wirklich völlig Wurscht, was andere Leute von mir denken. Ich habe mich in meinem Persönlichkeitscoaching lange mit der Frage beschäftigt, warum die Außenwirkung eine so enorme Rolle für mich spielte. Nachdem ich einige Antworten für mich gefunden hatte und an meinen Themen arbeitete, lösten sich viele Sachen rund um die Blicke, die es wirklich sehr sehr selten hin und wieder gibt (sicher oft auch mit keiner bösen Absicht, sondern eher aus Neugier) in Luft auf. Ich habe die Ausfahrt: „Ist mir von ganzem Herzen völlig egal, was ihr über Samu/meine Familie oder mich denkt“ genommen und es ist unfassbar befreiend.

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