Ich habe mir vorgenommen, und daran werde ich natürlich auch überwiegend festhalten, viele meiner Blogbeiträge zukünftig viel positiver zu gestalten, aber… wie in guten alten Zeiten, muss ein bisschen Drama schon auch hin und wieder sein 😉…
Alles begann ein einem wundervollen Morgen kurz vor Samus ersten Geburtstag. Ich beschloss mit den Kindern zu meinen Eltern zu fahren, da mein Mann mal wieder einen Fünfzehnstundentag im Geschäft vor sich hatte. Ich packte also meinen kleinen Rucksack für die Mäuse zusammen und freute mich auf tolle Stunden mit Kids, Hundling sowie Mama und Papa. Dabei schrie mich meine innere Stimme an, ich solle doch zur Vorsicht den Maxi Cosi mitnehmen. Wurde natürlich von mir mal wieder ignoriert. Selbst schuld, wie sich Stunden später noch herausstellen sollte…
Auf der Fahrt dachte ich noch an meine Freundin, die uns schon lange mit ihrem Sohn besuchen wollte, aber die zweistündige Autofahrt scheute. Überheblich, wie man manchmal so ist, schoss mir der Gedanke durch den Kopf: „Wieso kriegt sie das denn bitte nicht hin, ich schaffe es doch auch mit zwei Kindern.“ – Karma is a bitch, kann ich an dieser Stelle nur sagen…
Nachdem wir nämlich einen sonnigen Tag mit viel gutem Essen, hervorragender Laune seitens der Kinder und tollen Spielplatzaktivitäten langsam beenden mussten, stand die Rückfahrt an. Und diese werde ich so schnell leider nicht vergessen.
Da Samu extrem zahnte und er zusätzlich auch nichts verpassen wollte, war sein Hungergefühl den ganzen Tag sehr schwach ausgeprägt gewesen. „Er muss aber noch was futtern, sonst habe ich auf der Fahrt dann das Galama“, dachte ich mir und fütterte ihn mit seiner Milch in dem neuen Kindersitz. In seinem Maxi Cosi war das auch nie ein Problem gewesen.
Kaum waren wir 40km gefahren, mein Großer war bereits eingeschlafen, fing Minimaus an zu schreien, und wer meine kleine Dramaqueen kennt, weiß, dass Samu nicht normal schreit. Nein, jedem im Umkreis von gefühlt 200.000 Kilometern klingeln die Ohren und die schrillen Töne gehen durch Mark und Bein. Natürlich war der Rückspiegel voll und ganz auf ihn gerichtet, aber helfen kann man bei einer Geschwindigkeit von 120km/h nicht sofort. Mein Puls raste und mein Kind beruhigte sich nicht. Es half kein Zureden, kein Singen, keine Berührung von seinem nunmehr aufgewachten Brudi. Samu steigerte sich nur noch mehr rein und schrie und schrie. Er trieb es selbstverständlich wieder so auf die Spitze, dass er Atemaussetzer hatte.
Gott sei Dank erreichte ich schnell einen Parkplatz, auf dem ich halten konnte. Denn irgendwie finde ich es total beängstigend im Dunklen auf einer Autobahn auf dem Standstreifen halten zu müssen. Also zumindest hatte ich dahingehend Glück im Unglück.
Ich hielt, schnallte den jungen Mann ab und brachte ihn erst einmal an die frische Luft. Der Kleintransporter, der gerade seine Autoscheiben verdunkelte, wird uns gehasst haben, aber was will man machen? Denn Samu schrie minutenlang weiter, bevor er sich etwas in meinem Babytragetuch beruhigte. Seinen Bruder hatte ich währenddessen mit der Unterhaltensindustrie bespaßt. Ich bin nicht der allergrößte Fan von Clips auf dem Handy und dann noch in der Nacht bei schlechtem Licht, aber in diesem Moment war es einfach nur ein Segen.
Ich versuchte meinen Schreihals nach einer halben Stunde wieder in seinen Sitz zu quetschen – keine Chance. Allein das ich dies wagte, entfachte erneut seine Wut. Mir blieb also nichts anderes übrig, als den Papa anzurufen, um ihn mitzuteile, dass ich ausnahmsweise mal wirklich ratlos war und keine Ahnung hatte, wie ich die Jungs nun nach Hause chauffieren sollte.
Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich meinen Mann besonders für seine unglaubliche Gelassenheit liebe? Viertel Fünf am Morgen aus dem Haus spaziert und 18:30 Uhr unsere Einfahrt passierend sagte er nur: „Ok, ich schnappe mir den Maxi Cosi und komme. Wo seid ihr genau?“. Ich glaube er hat sich nicht einmal umgezogen, sondern nur Samus Transportmittel geholt, damit er sofort zu uns sausen konnte.
Eine halbe oder dreiviertel Stunde später war er da. In diesem Zeitraum durfte Samu alles, nur damit er doch bitte ruhig war. Ich grabschte ständig auf den Warnblinker, riss meinen Glücksbringer runter und krabbelte unaufhaltsam im Auto vor und zurück, und dennoch war er unzufrieden und quengelte die ganze Zeit – ich hätte ihm etwas tun können. Aber besonders stinkig war ich, als er seinen Papa sah und für ihn einfach die Sonne aufging, als wäre NICHTS gewesen.
Ich drückte meinem Mann nur das Kind in die Hand und bat ihn, die Rückfahrt mit Samu zu übernehmen. Ich war wirklich fix und foxi. Und nicht nur ich, sondern auch Samus Bruder und sein Hund, der sich in der Nacht noch vor lauter Stress übergeben musste.
Spät am Abend musste ich meiner Freundin, die ich am Vormittag innerlich noch belächelt hatte, unbedingt noch die Story aufsprechen und Reue zeigen. Als sie mir antwortete: „I feel you, Schwester!“, fühlte ich mich zwar wirklich besser, tadelte mich aber dennoch ungemein für meine gehässigen Gedanken. Und wieder einmal wusste ich KARMA ist manchmal einfach A FUCKING BITCH!