Schock – Das Kind hat eine blaueZunge

Gerade den ersten Monat mit Samu einigermaßen ohne Zwischenfälle überstanden, überkam mich die Panik ziemlich genau am erstmonatigen Geburtstag. Tagsüber war der junge Mann schon extrem quengelig und unleidig und ich überlegte, ob er vielleicht schon den ersten Entwicklungsschub durchmachte. Fix mal in das Buch „Oje, ich wachse“ geschaut, aber dort hieß es, dass die jungen Menschen i.d.R. das erste Mal mit sechs Wochen soooo richtig gute Laune aufgrund der Veränderungen, die sie erleben, bekämen. Es war ja nicht so, dass Samu nicht ohnehin schon die letzten vier Wochen zum Samu Schrei mutierte… Nein, er legte noch einmal ne Schippe oben drauf – na hervorragend! Laut des Buches sollte das aber erst in zwei Wochen passieren. Mit viel Schuckelei im Kinderwagen und auf unseren Armen überstanden wir den Tag. Am Abend erhielt ich dann mal wieder eine mittelschwere Panikattacke, denn die Zunge meines Kindes war blau. Nicht irgendwie blau, nein. Er sah aus, als hätte er sämtliche Kinderkrankheiten dieser Welt einfach einmal inhaliert. Zu meinem Glück passiert natürlich so ein Anschlag auf mich nur am Wochenende oder wie hier am Abend, wenn selbstverständlich kein Kinderarzt einfach so erreichbar ist. Ziellos stolperte ich wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Haus. Sämtliche Erste-Hilfe-Kurse für Erwachsene, Kinder, Kleinkinder und sogar Haustiere habe ich absolviert, aber man sollte nicht meinen, dass die liebe Sue dadurch in der Lage wäre, entsprechend zu reagieren; also mit kühlem Kopf und klarem Verstand, so nach dem Motto: „Kind wird schon nicht gleich sterben!“. Nein!!! Sobald ich emotional an eine Person oder Personengruppen, können tatsächlich auch Schüler sein, gebunden bin, fällt mir das Handeln im ersten Moment schwer.

Was also nun tun? Auch mein Mann befand, dass es gefährlich aussah und wir vielleicht doch besser in die Klinik fahren sollten. Aber auch hier kam mir die nun schon so oft beschriebene Intuition zur Hilfe, die mich nach ein paar Minuten des Schocks lautstark anschrie: „Erst mal die Hebamme befragen!“. An dieser Stelle muss ich noch einmal los werden, dass ich glaub die weltbeste Hebamme erwischt hatte. Nicht nur, dass  es sehr positiv war, dass sie nicht zur Stillmafia gehört, mit Edelsteinchen herum hantierte oder bereits mit Säuglingen schon Geburtsrückführungskurse anbot, nein, sie ist im Notfall auch immer erreichbar gewesen.

Sie und meine innere Stimme beruhigten mich. „Morgen zum Kinderarzt… ist ein Pilz höchstwahrscheinlich, aber dringend abklären“, schrieb sie mir. „Ist das gefährlich? Woher kann das kommen?“, wollte ich noch wissen. Per Voicemail wurde ich weiter beruhigt: nicht gefährlich; eigentlich müsse ich es aber auch an den Brustwarzen spüren, falls es ein Pilz sei; eventuell auch schwarze Haarzunge (aber eigentlich bei Erwachsenen vorkommend); vielleicht auch bakterielle Infektion – Resultat: Kein Klinikbesuch am Abend nötig. IB gab mir dann aber noch den Tipp, zu versuchen, es mal mit einem Mulltuch etwas wegzurubbeln.

Was soll ich sagen… Ich rubbelte und alles ging weg. Es waren Fusel!!! Ich war zwar mega happy, aber gleichzeitig auch hochgradig peinlich berührt, da ich wieder alle schalu gemacht hatte. Woher die Fuselviehcher kamen… ich habe keine Ahnung, denn außer auf der Zunge waren sie weder bei mir, noch bei Samu irgendwo auszumachen.

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