Im Freizeitpark

Es war irgendwann im Sommer, als wir einen Ausflug in einen Freizeitpark machten, der sich ganz hervorragend für Kleinkinder eignete. Wir hatten gerade einen Freund und dessen Sohn zu Besuch und hielten es für eine gute Idee, die kleine Vollgasjungs bei bestem Wetter etwas auszupowern.

Im Park angekommen, war die erste Attraktion nicht weit. Ein Raupenzug, in dem Erwachsene keinen Zutritt hatten, bretterte gerade an uns vorbei. „Mama, können wir das ausprobieren?“, hörte ich Samu noch rufen, während er schon an mir vorbeiflitzte, um sich anzustellen.

Wenn man Zweitgeborener sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er sehr schwer vom Gegenteil zu überzeugen und auch wenn sich die Erwachsenen erst einmal ins Geschehen einfinden wollten, hatten sie die Rechnung ohne den Jüngsten gemacht.

Der Zug vor nicht einmal an uns vorbei, nicht zweimal, auch nicht dreimal… Ich habe es ehrlich gesagt irgendwann nicht mehr gezählt. Die drei Kids fanden es klasse und das war die Hauptsache. Da die Parkmitarbeiterin super nett war und sich extrem gut um die Sicherheit jedes einzelnen Kindes kümmerte, nutzten wir die Chance, um auch einmal zehn Sätze ungestört unter Erwachsenen reden zu können.

Irgendwann hatten unsere Mäuse dann genug, sprangen aus der Miniraupeneisenbahn und sausten schon wieder an uns vorbei, um zum nahegelegenen Spielplatz zu düsen. Während die Väter hinterhersausten, packte ich noch kurz die Trinkflasche zurück in den Rucksack.

Plötzlich sprach mich die Mitarbeiterin des Parks an. „Sie haben da einen tollen kleinen Jungen. Ich habe eine Freundin, die auch ein Kind mit einer fehlenden Hand großgezogen hat. Heute handelt es sich dabei schon um einen jungen Mann. Er fährt Motorcross. Kann alles und lässt sich von nichts abbringen.“ „Ah, voll spannend“, stammelte ich und fühlte mich in diesem Moment etwas positiv überrollt, sodass ich gar nicht richtig wusste, was ich erwidern sollte. Zum Glück war das überaus sympathischen Frau mittleren Alters völlig schnuppi. Sie quasselte einfach weiter drauf los.

„Wissen Sie, Jack (Name geändert) erschreckt heute einfach die Menschen an der Rennstrecke. Er fährt an Ihnen vorbei und wirft ihnen einfach seine Prothese vor die Füße. Alle sind dann total schockiert und er amüsiert sich jedes Mal köstlich“. „Scheint irgendwie ein schräger Vogel“, dachte ich mir, sprach es aber nicht aus.

Ich fühlte, dass die Parkmitarbeiterin mich mit ihrer persönlichen Geschichte stärken wollte. Vermutlich wollte sie mir Mut machen und aufzeigen, dass bei meinem Kind alles möglich sein wird. Dafür danke ich ihr sehr. Inwieweit Samu andere mit seiner Prothese bewirft (sofern er eine haben wird), wird die Zukunft zeigen. Da auch heute bereits im Wutanfall Dinge durch die Gegend fliegen, möchte ich an der Stelle mal nichts ausschließen.

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