Samus Hebamme – der rettende Anker

Ich hätte nie gedacht, dass ich das in meinem Leben noch einmal sagen würde, aber ich war wirklich froh, eine Hebamme bei Samu gehabt zu haben. Bei meiner zweiten Schwangerschaft wusste ich ja dieses Mal rechtzeitig, nämlich in der dritten Woche, dass da wieder ein kleiner Wurm in mir heranwächst. Ich hatte also genügend Zeit, mir zu überlegen, ob ich eine Hebamme wollte oder eben nicht. Fast wäre das schief gegangen, denn mein Verstand sagte mir: „Brauchst du nicht, hat doch auch beim ersten Baby alles reibungslos und problemfrei geklappt!“. Da mich aber von Beginn an dieses negative Gefühl plagte, wollte ich lieber nichts dem Zufall überlassen und verließ mich auf meinen Bauch. Sollte ich ja schließlich endlich begriffen haben, dass dies immer die bessere Wahl in meinem Leben ist…

Stundenlang, und das meine ich wirklich ernst, schaute ich mir bei Google an, welche Hebammen in meiner Nähe angezeigt werden. Rational kann ich das wieder nicht begründen, aber immer wieder zog es mich zu NB hin. Wie ein Pendel, das immer wieder an derselben Position stehenbleibt. Ich rief also irgendwann dort an, ich denke, das dürfte so in der achten Woche gewesen sein. NB ging ran und ich wusste von der ersten Sekunde an, dass ich mit ihr ganz wunderbar zurechtkommen würde. Absolut genau mein Typ: direkt, forsch, ohne großes Bla Bla, sondern gleich zur Sache Schätzchen.

„Naja, Januar ist aber schlecht! Da bin ich immer einen Monat im Urlaub. Mh, kriegen wir aber sicher mit meiner Tochter hin. Die vertritt mich, sollte ich noch nicht wieder da sein. Aber am 15.Januar bin ich zurück, am 13ten hast du ja ET. Musst du halt klemmen.“ Sowas Geiles, so ein Spruch hätte doch glatt von mir sein können… Und ja, liebe NB, ich habe geklemmt, ganze acht Tage (lol), aber aus NB wurde IB, deine Tochter, die schlussendlich zu mir kam. Sie war mir aber natürlich genauso recht und vom gleichen Schlag.

Ich habe übrigens im Nachhinein den allergrößten Respekt vor Hebammen. Die Armen müssen bei Wind und Wetter raus, es interessiert nicht, ob Wochenende, Feiertag, Weihnachten, Ostern, der eigene Hochzeitstag oder der Geburtstag der Kinder gefeiert wird (der Ehemann kommt auch mal allein klar, ist ja schon groß 😉), nein, sie müssen immer 24/7 ansprechbar sein.

Ganz sicher bin ich zwar nicht, aber ich meine, dass IB das erste Mal an einem Sonntag zu uns kommen musste. Es war kalt, arschglatt und hatte geschneit. Am ersten Tag war ich noch nicht so gut vorbereitet, aber die kommenden Male stellte ich gefühlt eine Million Fragen, die ich lehrertypisch auf irgendeinen Fresszettel gekritzelt hatte. „Das ist voll typisch für deine Berufsgruppe!“, bekam ich da nur zu hören. Insgesamt sei es ihr aber so lieber, als wenn dann die Fragerei übers Handy losginge. Ja, das wollte ich der Guten, ebenfalls Mutter von zwei jüngeren Kindern, nun wirklich nicht auch noch antun. Ich musste sie einmal am Abend kontaktieren, da ich nicht wusste, ob Samu in die Klinik muss (Beitrag folgt) und einmal hatte ich tatsächlich die Zeit vergessen und es war bereits halb zehn am Abend. Bei frisch gebackenen Müttern verschwimmen irgendwann Tages- und Nachtzeiten, aber ansonsten versuchte ich, nicht über Gebühr zu nerven (Für die Abende und Nächte hatte ich meine gute Freundin Diana mit ihren drei Jungs als Ersatzhebamme fest gebucht). Dafür schoss es aus mir heraus wie aus einem Maschinengewehr, wenn sie zugegen war und ich bekam auf alles eine hoch kompetente Antwort, ohne dieses ganze Hebammenschischi drum herum, von dem ich ja bereits berichtete.

Die ersten Tage war es wirklich alles andere als leicht… Mein Baby schrie, mir spannte der Mops, mit dem Stillen lief es alles andere als gut und mein Mann war zu Beginn ungelogen jeden Tag in der Apotheke: Waage holen, Mercurialis Salbe besorgen, Sap Simplex kaufen usw.. „Dafür sind die Männer da, lass ihn laufen!“, kommentierte IB das nur. Recht hat sie! Denn schließlich haben wir genug auszustehen, sobald Nachwuchs ins Haus steht. Fett werden wir, die Beckenbodenmuskulatur ist erst einmal im Arsch, Schwangerschaftsstreifen zieren ggf. den Körper, Muttimöpse erhält man durchs Stillen, 24/7 sind wir gefragt und was ist mit unseren Göttergatten??? Sie werden von Tag zu Tag attraktiver und interessanter im Alter, während wir uns dem Schicksal ergeben, zukünftig Kleidung im Schrank in die Kategorie „passt nie wieder“ zu sortieren und von Faltencreme abhängig werden – also nein, ich hatte gar kein Mitleid, als mein Mann klare Ansagen erhielt, was er alles zu tun habe.

Obwohl ich IB immer als super relaxte und kompetente Hebamme empfand, gab es eine Situation, bei der ich sofort wusste, dass es ernster war. Ich meine es war am dritten Tag nach meinem Milcheinschuss, als ich extrem harte Knötchen in der Brust spürte, beziehungsweise in meinen Wassermelonen. Unter normalen Umständen kann man meine Brust schon nicht mehr mit Äpfelchen oder so vergleichen, nein Galiamelone sicherlich ohnehin schon, aber an diesem Tag fühlte ich mich wie Lolo Ferrari. IB tastete und schaute ernst. „Oh,Oh“, dachte ich mir, „gar nicht gut, wenn sie schon so schaut!“. „Sue, du machst jetzt Folgendes: Du nimmst jetzt sofort eine Ibu und gibst deine Kinder zur Oma. Danach gehst du extrem heiß duschen. Dabei versuchst du so viel auszustreichen, wie du kannst. Anschließend genehmigst du dir einen Prosecco. Ich komme am Abend noch einmal.“. „Habe ich gerade Prosecco gehört???“, schoss es mir durch den Kopf. „WELLNESS, klasse Sache!“, dachte ich mir, aber da hatte ich mich getäuscht, denn der Prosecco schmeckte, doch die Wassermelonen ließen sich ganz und gar nicht einfach ausstreichen und der Schmerz nahm zu….

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